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Friedrich Zürcher

Friedrich Zürcher, geboren 1924 als ältestes Kind des Pfarrerehepaares Friedrich und Gertrud Zürcher-Flückiger in Rüegsau, war ein Emmentaler Kunstmaler und Kaufmann. Unter der Anleitung seines Mentors und Förderers Werner Gfeller wagte er erste Malversuche. Aufgrund der oft nur kurz andauernden Schönwetterperioden im Emmental, die selten mehr als 2-3 Tage dauerten und nicht ausreichten, um ein Bild fertigzustellen, unternahm Zürcher auch mehrere Reisen nach Frankreich, in die Bretagne und die Provence, sowie nach Italien und Spanien. Seine frühen Kunstwerke zeugen eindrucksvoll von der tiefen Inspiration durch die impressionistischen Meisterwerke Cézannes. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich sein Stil kontinuierlich weiter, doch blieb er seiner Leidenschaft für den Impressionismus stets treu.

Kindheit

Friedrich Zürcher wurde am 15. August 1924 in Rüegsau im Kanton Bern geboren. Er war der erste Sohn des gleichnamigen Pfarrers, Friedrich Zürcher (geb. 1897) und seiner Frau, der Bauerntochter Gertrud Zürcher-Flückiger (geb. 1934). 1926 kam sein jüngerer Bruder Johann Zürcher und vier Jahre danach die Schwester, Elisabeth Zürcher zur Welt. Die Familie lebte zusammen mit der Haushaltshilfe "em Änni" im Pfarrhaus in Rüegsau im Emmental.

 

Das mehrere Jahrhunderte alte Haus war feucht, und die Kinder erkrankten an Tuberkulose. Sowohl Friedrich als auch sein jüngerer Bruder mussten bereits als Schulkinder zur Kur gehen.

 

Die Haushaltshilfe, Änni weckte in Friedrich die Liebe zur Natur. Nebst dem Haushalt kümmerte Änni sich auch um den Garten. Aufgrund dieser Liebe zur Natur reifte in ihm der Entschluss, Bauer zu werden. Somit begann er im Jahre 1940 nach seinem Abschluss  der obligatorischen Schulzeit eine Lehre bei einem Bauern im Aargau. 

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Portrait

Pfarrhaus Änni F.Z.

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Selbstportrait

Friedrich Zürcher

Ausbildungsjahre

Schon bald nach dem Antritt der Bauernlehre brach sie Friedrich wieder ab, da der Bauer seine Tiere schlug. Er schrieb seinem Schulfreund Hansueli Stalder, dass er ihn mit dem Fahrrad abholen kommen soll. Bald darauf fand er eine neue Lehrstelle im Hunzikergut in Ribigen. Ein grosser Bauernbetrieb, wo viel Heu gestochen werden musste, welches staubig und teilweise verschimmelt war. Die staubige Arbeit führte wohl zu einer erneuten Tuberkulose-Erkrankung. Friedrich kurierte fast zwei Jahre in Heiligenschwendi. Im Gegensatz zu vielen seiner Mittpatienten, hatte er Glück und überlebte die Krankheit.

Während der Kur beschäftigte er sich intensiv mit der Berufswahl. Die Eltern hatten für ihn eine akademische Karriere vorgesehen und fanden ihm in Lesen einen Lehrer, der ihn in Französisch, Englisch, Latein und Geschichte, etc. unterrichtete. Diese Lektionen gefielen ihm. Er musizierte viel, übte auf der Geige. Sein Leben lang schrieb er auch gerne. Sein Schreibstil zeigt auf, dass die klassische Literatur nicht spurlos an ihm vorbeigegangen ist.

Nach seiner Kur besuchte er für einen Tag das Gymansium in Burgdorf. Als er aber den Drill erlebte, Aufstehen wenn der Lehrer ins Klassenzimmer kommt, "Guten Morgen Herr Lehrer" brüllen, auf Kommando absitzen, war ihm die Lust schon vergangen. Er ging nicht mehr hin. Nun wurde seine Mutter aktiv und besorgte ihm bei der Berner Kantonalbank in Burgdorf eine Lehrstelle als Kaufmann. Diese absolvierte er mit etwas Widerwillen.Vor allem fühlte er sich der Bankenwelt fremd. Niemand dort hatte Verständnis für Kunst.

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Burgdorf im Emmental F.Z.

Nach langem Überlegen und Zögern und einem Jahr in der kaufmännischen Berufswelt, entschloss er sich schliesslich, den Weg des Kunstmalers einzuschlagen.

Wenige Kilometer vom Pfarrhaus Rüegsau entfernt, im Meienacher auf der Schaufelbühlegg, wohnte der Kunstmaler, Werner Gfeller. Bei ihm durfte er seine ersten Malversuche machen. Werner blieb sein Leben lang Freund, Mentor, Förderer, Mitaussteller, usw. Er riet ihm zu einer vertieften malerischen Ausbildung. Er hatte einen grossen Einfluss auf Friedrich. Er nahm ihn regelrecht unter seine Fittiche und war ein offener Kritiker seiner ersten Werke.

Während zwei Semestern besuchte er dann die Kunstgewerbeschule Bern. In seiner Klasse waren u.a. Auch Franz Gertsch und Jürgen Maurer. Klassenlehrer war Simon Fuhrer, mit dem sich dann eine lebenslange Freundschaft entwickelte.

Friedrich verdiente mit Gelegenheitsarbeiten etwas Geld, so dass er sich ein Jahr Kunstgewerbeschule in Basel finanzieren konnte. Gerne wäre er länger in Basel geblieben, aber das liessen die Finanzen nicht zu. So kehrte er ins Emmental zurück.

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Lueg im Emmental F.Z.

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"Wöschhüsli" des Pfarrhaus Rüegsau F.Z.

Nach der Ausbildung

​Die Lichtverhältnisse im Pfarrhaus waren ungünstig. So ergriff Friedrich die Gelegenheit als eine alte Baracke zum Verkauf stand. Er fand einen Bauplatz in Pacht und so baute er in den 1950er Jahren ein Atelierhäuschen etwa 3 km vom Pfarrhaus entfernt. Hier konnte er sich nun voll und ganz der Malerei widmen. Es gab erste Möglichkeiten zur Teilnahme an Ausstellungen, die ersten Bildverkäufe gelangen.

Anlässlich einer Ausstellung in Fraubrunnen, wo er und Werner Gfeller ausstellten, lernte er 1959 „Fräuelin Bütikofer“ kennen, eine Käserstochter aus Zauggenried. Die Handweberin hatte auch die Kunstgewerbeschule in Basel besucht. Damals hatten sich die Wege von Verena und Friedrich jedoch noch nicht gekreuzt. Ihre Eltern hatten die Käserei ihrem Sohn übergeben und sich etwas abseits von der Käserei ein „Hüsli“ gebaut. Unter dem Dach wohnte Verena, im Keller hatte sie ihre Webstube. Ein befreundeter Maler Verenas entwarf für das Hüsli ein Sgraffito, welches nun zur Ausführung kommen sollte. Friedrich anerbot sich, dabei zu helfen. Hier kamen sich die beiden näher, es funkte und nach 3 Monaten heirateten sie. Friedrich zog zu Verena in die Dachkammer.

1961 kam Tochter Cornelia zur Welt, 1963 der Sohn Lienhard. Dieser verstarb aber leider nach wenigen Tagen.

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Portrait Verena F.Z

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Selbstportrait F.Z.

In der ersten Zeit nach der Heirat suchte Friedrich weiterhin seinen Erfolg als Kunstmaler und konnte an einigen grösseren Ausstellungen teilnehmen. Verena arbeitete in ihrem Beruf als selbständige Handweberin.

Sie hatte jedoch Mühe, schöne Garne zu finden. Auf einer Schwedenreise 1948 hatte sie erlebt, wie reichhaltig das Garnangebot dort war und so fingen sie 1962 an, schwedische Garne in die Schweiz zu importieren. Das Startkapital stammte von den Verkäufen einer Ausstellung.

Friedrich hatte sich vorgenommen, sich diesem diesem Garnhandel einige Monate zu widmen und dann wieder zur Malerei zurückzukehren. Das erwies sich allerdings als schwieriger als gedacht. Der Garnhandel entwickelte sich gut und verlangte die ganze Kraft der beiden. Das Geschäft wurde grösser und so musste auch mehr Platz her. Neben dem Hüsli von Verenas Eltern wurde ein Holzhaus errichtet und in Erinnerung an Schweden rot angestrichen. Der Platz war jedoch nicht lange ausreichend. Nach mehreren An- und Ausbauten, fanden sie einen Bauplatz im 5 km entfernten Lyssach. Der Umzug der Firma erfolgte 1985.

Es dauerte über 10 Jahre, bis Friedrich wieder einen Pinsel in die Hand nehmen konnte. In einem Sommer gab es die Möglichkeit, einige Tage in der Bretagne zu verbringen. Hier versuchte Friedrich, wieder etwas zu malen. Die kurze Dauer der Ferien war aber unbefriedigend. Er hatte Mühe, sich wieder auf die Malerei einzulassen.​

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Emmental F.Z.

Nach 20 Jahren lief die Pacht des Landes, auf dem das Atelier stand, ab, und das Häuschen musste weichen. Dank seines florierenden Garnhandels konnte Friedrich das Gebäude nach Zauggenried verlegen. Vormittags arbeitete er im Büro, nachmittags widmete er sich der Malerei. In dieser Zeit wurde er in den Gemeinderat von Zauggenried gewählt und amtierte auch als Gemeindepräsident. Diese Pflichten und seine Arbeit zwangen ihn zu einer neuen Arbeitsweise: Er begann zu fotografieren, um die Fotos als Vorlage für seine Bilder zu nutzen. Dafür kaufte er eine Hasselblad-Kamera, deren großformatige Filme detaillierte Vergrößerungen ermöglichten. Seine Fotografien waren bereits künstlerisch komponiert und erlaubten ihm ein wetterunabhängiges Arbeiten im Atelier.

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